Es ist ein besonderer Tag und mit der richtigen Begleitung bin ich bereit, den Pfunderer Höhenweg zu entdecken, eine spektakuläre Route, die in Sterzing im Eisacktal beginnt und rund um Bruneck im Pustertal, im Herzen der Dolomiten, führt.
6 Etappen für viele, aber nicht für jeden
Die Route verläuft in sechs Streckenabschnitte, die man auch täglich zurücklegen kann, und erfordert eine gute körperliche Vorbereitung, Bergerfahrung, sowie eine geeignete Ausrüstung und Kleidung, um auch die anspruchsvollsten Abschnitte zu bewältigen. Wenn man sich entscheidet, den Höhenweg mit der Familie zu überqueren, ist es empfehlenswert, dass die Kinder mindestens 15/17 Jahre alt und gut trainiert sind, um sich diese Tour zu stellen. Tatsächlich wandert man jeden Tag auf einer durchschnittlichen Höhe von 2000 Metern mindestens sieben Stunden lang: Insgesamt ist die Tour 70 Kilometer lang, mit 5600 Höhenmeterunterschied, falls man den rot eingekreisten Weg geht.
Abfahrt von Sterzing, Richtung Abenteuer
Die erste Teilstrecke geht von Sterzing zur Simile-Mahd-Alm, in etwa sieben Stunden: Auf dem Weg trifft man nicht selten auf kleine Sträucher mit Walderdbeeren, die den Weg erfreuen. Die Müdigkeit fehlt nicht, aber die Schönheit der Panoramablicke, ermutigt uns. Schnell und sicher erreichen wir die Simile-Mahd-Alm, von der wir in Richtung Brixner Hütte weitergehen. Wir sind allein auf dem Weg und so nutzten wir die Gelegenheit, unsere Umgebung aus nächster Nähe zu betrachten, da sie uns oft unerwartete aber aufregende Blicke schenkt: Wichtig ist immer, die Orte und Menschen zu respektieren, die wir unterwegs begegnen.
Atme, beobachte, atme
Am nächsten Morgen, nach einem reichlichen Frühstück, gehen wir voller Energie los. Unterwegs sehen wir ein paar Murmeltiere und kurz darauf bemerke ich zum ersten Mal einen Adler, der über unseren Köpfen tanzt. In etwa sechs Stunden erreichen wir das Walter-Benninger-Biwak, das acht Personen Unterschlupf bietet. Hier bereiten wir ein köstliches hausgemachtes Fondue, mit den von zu Hause mitgebrachten Zutaten, da das Biwak keine Verpflegung anbietet, und schlüpfen nach ein bisschen Plaudern in unsere Schlafsäcke. Am nächsten Tag beeindruckt mich am meisten der Weg, der uns zur Edelrauthütte führt: Man wandert an einem kleinen Bach entlang und dann, sobald die Wiese nachlässt, findet man sich vor einem immer steiler und steiniger Aufstieg. Ich nehme mir ein paar Sekunden, um die grünen Weiten zu beobachten, die wir gerade überquert haben. Ich atme und versuche diesen einzigartigen Moment in vollen Zügen zu leben.
Edelrauthütte, nicht anhalten verboten
Die Edelrauthütte (2.545 Meter ü. d. M.) ist ein minimalistisches Bauwerk, das aus funktionalen Materialien erbaut wurde, als innovatives und energieautarkes Schutzhaus. Von hier aus beginnt der Aufstieg zu vielen Gipfeln: dem Hochfeiler, dem Großen Möseler oder dem Hohen Weißzint. Die Schutzhütte liegt auf dem Sattel, der Lappach mit dem Pfunderer Tal verbindet und von hier aus kann man auch den bezaubernden Neves-Stausee sehen. Gerade genug Zeit, um ein willkommen “Berggetränk” zu schlürfen und schnell lassen wir die Schutzhütte zurück, um einen großen und roten Vollmond zu bewundern.
Früh aufstehen, um nichts zu verpassen
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, da wir auch heute noch mindestens sieben/acht Stunden zu Fuß vor uns haben. Unser Ziel ist die Tiefrastenhütte und die Strecke, um sie zu erreichen, gilt als die eindrucksvollste Strecke des gesamten Höhenwegs: Der Höhenunterschied ist anspruchsvoll (ca. 1110 M.), aber die Aussicht ist wunderbar und man trifft leicht auf Steinböcke, Hirsche und Gämsen. Das letzte Stück erfasst den Weg der Tiefrastenhütte bis St. Georg im Tauferer Ahrntal, und auch dieser Wegabschnitt bietet unvergessliche Ausblicke, wie zum Beispiel auf die Drei Zinnen.
Viel Spaß bei diesem Abenteuer!
Text von Marta Manzoni, The Pill Magazine
Fotos von The Pill Magazine