Habub bläst ohne Vorwarnung und die Wüste verschwindet aus dem Blickfeld.
Die gepeitschten Dünen verändern ihre Form, Sandkörner steigen in Wirbeln auf und verwandeln die Landschaft.
Der Horizont ist eine nicht wahrnehmbare Linie, die dort verloren geht.
Wir fühlen uns verloren, wir versuchen, ins Nirgendwo vorzustoßen, indem wir das Spektakel der beschleunigten Überblendung im Unglauben erleben.
Das Licht verblendet, die Hitze trocknet alles aus und die Zeit nimmt eine surreale Dimension an.
Manchmal erlaubt uns der kompakte Sand, zügig voranzukommen, manchmal verwandelt er sich in sehr feinen und unfühlbaren Staub, der uns verschlingt.
Vordringen, vordringen und erneut versuchen, bis man sich aus dem Griff des Pulvers befreit.
Ein Dromedar geht ungestört an uns vorbei. Er ist hier zuhause.
Der Wind gibt keine Pause, der Sand formt seltsame Formen und wir fühlen uns klein, einem Sturm ausgeliefert, sicher, dass früher oder später die Ruhe zurückkehren wird.
Man muss die Spitze einer Düne erreichen, um nach einer Referenz zu suchen, mit der man fortfahren kann.
Man muss auf der Suche nach einem vertrauten Zeichen am Horizont durch die Sicht navigieren.
Dann beruhigt sich plötzlich alles. Der Wind löst sich ohne Vorwarnung auf.
Der Himmel nimmt seine Farbe zurück, der Sand seine Textur und Überreste der Jahrtausendgeschichte materialisieren sich vor uns. Dort wollten wir ankommen, dort mussten wir ankommen.
“Das Dromedar geht ungestört an uns vorbei. Er ist hier zuhause.”
Backstage
Die sudanesische Wüste ist eine immens stille Welt, in der die einzige Stimme der Klang des Habub Winds ist. Der Wind kann verändern, löschen, bewegen, dort sein und dann verschwinden. Es gibt Tage, an denen man das Gefühl hat, nicht herauszukommen, plötzlich wird alles schwierig, das Licht blendet, ohne etwas am Horizont zu zeigen, jede Anstrengung scheint vergebens zu sein. Trotz der scheinbaren Monotonie ist die Wüste wie eine geografische Karte, auf der Zeichen aufgedruckt sind, die gelesen werden müssen. Die Emotionen sind sehr stark und wenn nach Tagen im Nebel die Oase erscheint, versteht man, dass man durch das unermessliche, wundervolle, unbeschreibliche Sandmeer navigiert hat.
Massimo Bicciato, Fotograf und Reisender.